Alles macht weiter!

„Literaturfestivals sind wie gestohlene Nasen.“

Clemens J. Setz, Der Trost runder Dinge

Den Leipziger Literarischen Herbst gibt es, mit Unter­brechungen, seit 1991. Wir wollen diese ­Tradition aufgreifen, Literatur machen in einer rasant wachsenden, weltoffenen Stadt. Mit einem profilierten Programm, innovativen Formaten und Veranstaltungen, die Nukleus für neue, längerfristige Reihen sein können. Wir möchten tolle Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland nach Leipzig holen und damit ein breites Publikum ansprechen. Uns ist bewusst, dass es dafür mehr Zeit als nur einen Festivaljahrgang braucht. Aber wir brennen dafür, dass das Festival künftig deutlich sichtbarer über die Stadt und den Freistaat hinauswirkt.

Innerhalb einer Woche gibt es die ganze Bandbreite ­literarischer Veranstaltungen: Das reicht vom frisch gekürten Friedenspreisträger des Deutschen Buch­handels im Alten Rathaus bis zur intimen Wohnzimmer­lesung, vom Kriminaldauerdienst im Landgericht bis zum Campus-Programm in der Galerie für Zeitgenössische Kunst, vom Familiennachmittag im Zoo bis zu literarischen Diskursabenden. Die Bestseller und großen Neuerscheinungen sollen ebenso ihren Platz finden wie das ambitionierte Kunstprogramm und die Lyrik. Dabei gilt: Gute Bücher kennen kein Verfallsdatum!

Sich neu erfinden und sich gleichzeitig treu bleiben: Geht das? Wir haben am bisherigen Bandwurmnamen geschraubt und ein neues, frisches Gestaltungskonzept entwickelt. Sie werden uns im Netz, auf Facebook, Instagram und Twitter begegnen. Und vielleicht um die Ecke, in Ihrem Stadtviertel. Ein Motto wird es künftig nicht mehr geben, „Literarischer Herbst“ ist Ansage genug.

Gute Geschichten: Eines der ältesten Suchtmittel, nicht verschreibungspflichtig. Die Liebe macht weiter, die Landtagswahlen machen weiter, die Solidarität macht weiter, die Klimakatastrophe macht weiter. Das Papier macht weiter, das Schreiben macht ­weiter, die Bücher machen weiter. Und sonst? „Auch alle Fragen machen weiter, wie alle Antworten ­weitermachen.“ (Rolf Dieter Brinkmann, Westwärts 1 & 2, 1975).

Wir sind gespannt auf diesen Literarischen Herbst, ­unseren ersten. Wir wollen etwas aufbauen, was über Jahre hält – und würden uns freuen, wenn Sie uns bei diesem Neuanfang neugierig und kritisch begleiten.

Jörn Dege, Nils Kahlefendt, Anja Kösler
und Claudius Nießen