Starke Worte, tolle Orte: Das war der Literarische Herbst 2019

Was sind die Momente, die bleiben? Die berührenden, schrägen, skurrilen, sprachlos machenden, die mit langer Halbwertszeit? Ist es Sebastião Salgados Erzählung von einer Winterreise durch den Ostblock des Jahres 1970, mit Lélia unterwegs in einem Citroën deux chevaux von Prag über Dresden und Leipzig nach Karl-Marx-Stadt, während der man im vollbesetzten Alten Rathaus die berühmte Stecknadel hätte zu Boden gehen hören können? Ist es der Augenblick, als ein sichtbar gut gelaunter Tomas Espedal von der Bühne des UT Connewitz seine letzte öffentliche Lesung ankündigt, so, als müsse es 40 Jahre nach seinem allerersten Auftritt in einem kleinen Rockschuppen in Bergen einfach mal gut sein, ein Kreis, der sich schließt? Ist es die Mitternachtsstunde, da die improvisierte Bar in einer zum Lyrikhotel umgewidmeten Künstlerwohnung in Lindenau nie wieder schließen möchte? Sind es die Transit-Minuten, in denen wir Autorinnen und Autoren an nächtliche Fernbahnhöfe, ins Hotel oder auf einen allerletzten Absacker ins „Noch besser Leben“ spedieren? Oder doch die quality time nach der offiziellen Schließzeit, in der zwei Dutzend große und kleine Urwald-Aficionados auf eigene Faust durch das geheimnisvoll-dunkle Gondwanaland des Leipziger Zoos stromern? Jeder von uns hat viele solcher Momente gespeichert; immer in der Hoffnung, dass der Begeisterungs-Funke auch auf unsere Besucher überspringt.

Offensichtlich war diese Hoffnung nicht ganz unbegründet: Mehr als 3000 Zuschauer besuchten die 27 Veranstaltungen unseres ersten Literarischen Herbstes mit mehr als 80 Mitwirkenden an 18 Orten in der ganzen Stadt. In sieben Tagen präsentierte das Festival die ganze Bandbreite literarischer Formate: Vom festlichen Auftakt im Alten Rathaus bis zur intimen Wohnzimmerlesung, vom Krimiabend im Landgericht bis zum Campus-Programm in der Galerie für Zeitgenössische Kunst, vom Familiennachmittag im Zoo bis zu literarischen Diskursabenden.

Eine Auswahl der schönsten Bilder und Eindrücke des Festival-Jahrgangs 2019, festgehalten von Gert Mothes, finden Sie hier.

Ausgewählte Pressestimmen: Der Literarische Herbst 2019 in den Medien

Das Leipziger Festival für Literatur wird reformiert.

F.A.Z.


Gute Bücher ans Publikum zu bringen braucht Verbündete - und unsere aufstrebende Stadt dazu auch im Herbst einen starken Auftritt, der überregional wahrgenommen wird. Wir drücken fest die Daumen und freuen uns auf das Programm.

Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, via Facebook


Die neuen Verantwortlichen sind keine Unbekannten in der Literaturlandschaft Leipzigs und – das lässt auf einen entscheidenden Vorteil hoffen – auch darüber hinaus. […] Innerhalb kürzester Zeit und mit gleichbleibend niedrigen finanziellen Mitteln haben sie ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Die neue Website verrät: Es wird unkonventionell, international und interdisziplinär. […] Beginnend mit der Eröffnung im Alten Rathaus […] lässt das Programm auf das hoffen, was Leipzig als Buch- und Buchmessestadt dringend braucht: Ein außenwirksames, gut kuratiertes Literaturfestival, das sich nicht nur auf die Präsentation der stadteigenen Autoren beschränkt, sondern sich öffnet und einen Ort schafft, an dem literaturbegeisterte Menschen zusammenkommen können.

Linn Penelope Micklitz, Kreuzer


Die Adresse im Web ist neu, das Organisationsteam ist es auch. Die Herausforderung ist die alte. Wie zaubert man in Leipzig ein Literaturfestival aus dem Boden, wenn das Budget seit Jahren festgezurrt ist und eigentlich nur eine Frage zulässt: Verzichtet man auf hochkarätige Zugpferde? Oder macht man alles für Nasse?

Ralf Julke, Leipziger Internetzeitung


Das lindenfelsige bis utconnewitzige Ost-Passage-Theater an der Eisenbahnstraße könnte kaum weiter weg sein vom Elfenbeinturm. Die wenige Älteren im vollen Saal sind sicher zum ersten Mal hier, die vielen Jungen (aller Geschlechter) die typische Kiezbohème. Man kann sich nach der Lesung kaum entscheiden, wo man Falafel, Döner oder Pizza isst, und hat beinahe das Gefühl, in einer richtigen Großstadt zu sein.

Benjamin Heine, LVZ


Den Literarischen Herbst gibt es mit wenigen Unterbrechungen schon seit 1991. Jetzt will ein neues Team die Veranstaltungsreihe modernisieren, ohne mit allen Traditionen zu brechen. […] Bei ihrer Arbeit, Schriftstellerinnen und Schriftsteller für den Leipziger Herbst zu gewinnen, hilft ihnen der ausgezeichnete Ruf Leipzigs als Buchstadt.

MDR Kultur


Frischer Wind im Literaturherbst.

Börsenblatt – Wochenmagazin des Deutschen Buchhandels

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